Physikalisch-ökonomische Bibliothek : worinn von den neuesten Büchern, welche die Naturgeschichte, Naturlehre und die Land- und Stadtwirthschaft betreffen, zuverlässige und vollständige Nachrichten ertheilet werden Stammdaten Inhalt Statistische Auswertung Zeitschriftenprofil Stammdaten Hier finden Sie die in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) hinterlegten bibliographischen Informationen zur Zeitschrift. Das Pluszeichen weist auf das Vorhandensein weiterer ausklappbarer Angaben hin. Titel : Physikalisch-ökonomische Bibliothek : worinn von den neuesten Büchern, welche die Naturgeschichte, Naturlehre und die Land- und Stadtwirthschaft betreffen, zuverlässige und vollständige Nachrichten ertheilet werden weiterer Sachtitel : worin Stadtwirtschaft erteilt Personen : Beckmann, Johann Erschienen : Göttingen : Vandenhoek & Ruprecht weiterer Verlag, Ort und Jahr : Göttingen : Vandenhoeck, anfangsGöttingen : Vandenhoek, früher Erscheinungsverlauf : 1.1770 - 23.1806(1805/06); damit Ersch. eingest Nummern : ID (PPN): 001915134 Zitierlink : https://gelehrte-journale.adw-goe.de Zitierlink in Zwischenablage kopiert ZDB-ID : 974071-5 https://ld.zdb-services.de/resource/974071-5 DNB-Nr. : 015147568 OCoLC-Nr. : 225188775 https://www.worldcat.org/oclc/225188775 AdW-Nr. : 355 Projekt : Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung (GJZ 18, seit 2011) Inhalt Über die inhaltliche Struktur der Zeitschrift können einzelne Abschnitte durch Aufklappen als Sucheinstieg ausgewählt werden: etwa einzelne Bände oder Jahrgänge und – je nach Aufbau der Zeitschrift – auch einzelne Stücke, Vorreden, Beilagen, etc. Jeder Abschnitt ist per Klick auswählbar und führt zu einem Trefferset der jeweils zugehörigen Artikel. Mithilfe der Facetten kann die Suche anschließend verfeinert werden.Auf der untersten Ebene können einzelne Artikel direkt ausgewählt werden. Die ggf. gekürzten Titel und die ihnen jeweils vorangestellte Gattung können, je nach Zeitschrift, bereits eine erste Orientierung bieten. Statistische Auswertung auf GJZ18-Datenbank Hier können Sie den Erschließungsstand der einzelnen Jahrgänge der Zeitschrift einsehen und sich ein Bild von ihrer fachlichen Ausrichtung und speziellen thematischen Vorlieben machen. Die Verteilung der Fächer basiert auf der Vergabe der Systemstellen in den einzelnen Datenbankeinträgen. Das Diagramm lässt sich mit dem Schieberegler individuell skalieren und kann auf einen bestimmten Zeitraum oder einzelne Jahrgänge beschränkt werden. Daneben wird auch der Vergleich zweier Jahrgänge angeboten. Das Diagramm kann so eventuelle Veränderungen der Programmatik sichtbar machen. Die dargestellten Balken sind jeweils klickbar und stellen nach Auswahl ein Trefferset der zum Fach und gewählten Zeitraum gehörigen Artikel der Zeitschrift zusammen. Bearbeitungsstand Fächerverteilung Zeitraum Einzeljahrgang Zwei Jahrgänge Auswahl : Auswahl : Auswahl : vs. häufigste Systemstellen : TECHNOLOGIE UND GEWERBEKUNDE / Allgemeine Werke / Vermischte Schriften mehrerer Verfasser, Periodika Notation: Tech.1.2. Häufigkeit: 193 TECHNOLOGIE UND GEWERBEKUNDE / Landwirtschaft Notation: Tech.2.0. Häufigkeit: 147 NATURKUNDE / Allgemeine Werke / Vermischte Schriften mehrerer Verfasser, Periodika Notation: Nat.1.2. Häufigkeit: 126 NATURKUNDE / Sonstige Naturbeschreibung / Mineralogie Notation: Nat.6.1. Häufigkeit: 96 LITERÄR-, GELEHRTENGESCHICHTE / Geschichte Gelehrter Anstalten: Akademien, Universitäten, Gelehrte Gesellschaften, Sprachgesellschaften Notation: Lit.6.0. Häufigkeit: 87 NATURKUNDE / Sonstige Naturbeschreibung / Botanik Notation: Nat.6.2. Häufigkeit: 83 VERMISCHTE SCHRIFTEN / Allgemeine Werke / Vermischte Schriften mehrerer Verfasser, Periodika Notation: Verm.1.2. Häufigkeit: 65 Profil Hier finden Sie detaillierte Angaben zur Zeitschrift, die von den Mitarbeiter*innen des Projektes im Zuge ihrer Arbeit gewonnen wurden. Es handelt sich um Erkenntnisse über Herausgeberschaft, Mitarbeiterstab, Vernetzung, Publikationsgeschichte und Programmatik der Zeitschrift. Daneben werden spezifische Interessen benannt, Stil und Art der Rezensionen und Beiträge charakterisiert und auch Übernahmen aus anderen Zeitschriften aufgeführt. Digitalisat : http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/974071-5 Personen : Beckmann, Johann (Rezensent ; Herausgeber) Beckmann, Nicolaus (Rezensent N.B.) Borheck, Georg Heinrich (Rezensent) Gmelin, Johann Friedrich (Rezensent Gm.) Grüwel , D.C.I. (Rezensent) Hollenberg, Georg Heinrich (Rezensent) Müller, Karl Wilhelm Christian von (Rezensent) Pauli, Joachim (Rezensent) Schrader, Ludwig Albrecht Gottlieb (Rezensent) Publikationsgeschichte : Beckmann will mit der "Physikalisch-ökonomischen Bibliothek" einen Überblick über die neueste Literatur zur "Naturkunde und Oekonomie" geben und benennt damit zugleich die beiden Schwerpunkte seiner Zeitschrift, die freilich in engem Zusammenhang dargestellt werden. Die Absicht einer "Zeithistorie" der neuen ökonomischen Wissenschaft kommt für ihn nicht ohne den Blick auf die Naturgeschichte aus, die quasi als Negativfolie den Referenzrahmen zur näheren Erfassung und Bestimmung des Neuen, des Fortschrittlichen, des pragmatische Überlegenen bildet. Ökonomie, wie sie Beckmann im Vorbericht (p. 1) definiert, wird als ein 'Containerbegriff' für eine korrelierende Zusammenschau verschiedener an sich selbständiger Wissenschaften bzw. Teildisziplinen historischer und naturwissenschaftlicher Provenienz eingeführt. "Alle diese Wissenschaften" – Beckmann nennt neben Naturlehre und Naturgeschichte, die Landwirtschaft und die Stadtwirtschaft als zentrale Teilgebiete seines Fächerkanons - "sind auf das genaueste miteinander verbunden, sogar, daß es schwer fällt, ihre Gränzen genau abzustechen." (1770 Vorbericht, p. 2) Als eindrücklichstes Beispiel solcher Verbundenheit ansonsten getrennter Bereiche in der Wissenschaftssystematik nennt Beckmann Naturkunde und Landwirtschaft: "Wer die Naturlehre liebet, bekümmert sich, wenigstens im jetzigen Jahrhunderte, auch um die Landwirthschaft, die man mit ebenso grossem Rechte die angewandte Naturlehre nennen könte, als mit welchem man die Mechanik, die Hydrostatik, Optik u. s. f. die angewandte Mathematik nennet." Nicht allein die interdisziplinäre Verknüpfung verschiedener wissenschaftlicher Methoden macht die neue ökonomische Wissenschaft, wesentlich ist vielmehr die wissenschaftliche Reflexion solcher praktischen Themenfelder wie die Landwirtschaft überhaupt. Diese Reflexionsarbeit muss nach Beckmann unbedingt eine naturwissenschaftliche sein. Damit ist sein Programm für die Ökonomie überhaupt und für die von ihm herausgegebene Zeitschrift im Besonderen umrissen. Beckmann vertritt ganz bewusst ein mit den Traditionen brechendes Verständnis seiner Wissenschaft. Sie ist für ihn revolutionär und sie muss es sein, denn der, der mit Naturprodukten umgehen will, müsse naturwissenschaftlich geschult vorgehen, "wenn er nicht blindlinks den Vorschriften seiner Vorfahren folgen will ..." (1770 Vorbericht, p. 3). Entsprechend dem der Zeitschrift vorangestellten Programm dominieren technisch-ökonomische und naturkundliche Beiträge. Auffällig groß ist das Interesse an anderen Zeitschriften, die von Beckmann systematisch aber eklektisch nach seinen Interessensgebieten durchgesehen und exzerpiert werden. Es sind von daher vor allem die naturkundlich ausgerichteten Zeitschriften, die für ihn als Rezensent von Interesse sind. Ähnlich erklärt sich der häufige Bezug auf Akademien und andere Bildungseinrichtungen, sofern sie Sammel- und Aufsatzbände mit naturkundlich-ökonomischen Themen publizieren. Allein schon der erste Blick auf diese Kategorie von Quellenschriften belegt Beckmanns internationale Orientierung: "Histoire de l'Académie Royale des Sciences et des Belles Lettres" und "Nouveaux mémoires de l'académie" für Frankreich, die "Philosophical transactions" und die "Memoirs of Agriculture, and other" für Großbritannien, "Transactions, of the American Philosophical Society" für Amerika, "Tal om svenska Aeng-Skötseln, och dess främjande genom lönande Gräs-Slag" für Schweden, "Atti dell' accademia delle Scienze di Siena detta de' Fisio - critici" für Italien. Die Reihe ließe sich beliebig verlängern. Beckmann sichtet unermüdlich Sammelwerke, herausgegeben von Gesellschaften oder von Einzelforschern seiner Zeit, wie Carl von Linné. Als weiteres Beispiel sei Daniel Gottfried Schrebers mehrbändiges Werk "Schauplatz der Künste" genannt. Die Rezensionen allein zu diesem Werk spiegeln die beeindruckende Breite der Aufgabenfelder der Wissenschaft Beckmanns, die sich über Themen angefangen beim ‚Ackerschmieden‘ bis zur Anfertigung von Nadeln, Papiermachen, Eisenerz und dessen Verarbeitung, Vergoldung von Leder, Verfertigung türkischer Tapeten usf. erstreckt. Der Detailreichtum der Darstellung entspricht selbst noch im Widerschein der komprimierenden Rezensionen der Absicht Beckmanns, überlegene technische Kenntnisse einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Seine Zeitschrift zielt auf praktische Verwertung, soweit das über das Medium Zeitschrift überhaupt vermittelbar ist. Die Zuordnung der Rezensionen in die Fächer-Systematik wird von der Landwirtschaft, so der eigentlich kaum überraschende Befund der Auswertung, dominiert. Es folgt die Mineralogie und verrät damit das Interesse Beckmanns an Fragen des Bergbaus und der sich entwickelnden metallverarbeitenden Schwerindustrie. Es bleibt noch auf die 9,27% zu verweisen, mit der die Geographie einen relativ großen Raum einnimmt. Dahinter wird die Gattung "Reisebeschreibung" als wichtige Quelle für Beckmann sichtbar und unterstreicht noch einmal seinen internationalen Blick. Beckmann will gezielt eine Fachzeitschrift herausbringen, die eine aus seiner Sicht empfindliche Lücke im Reigen der "theologischen, juristischen, medizinischen, historischen und philosophischen" (1770 Vorbericht, S. 14) Zeitschriften schließen soll. Redaktionsstil : Der Stil der Rezensionen Beckmanns ist überwiegend berichtend, wobei er jedoch auch seine eigene Haltung deutlich zu erkennen gibt. Er befürwortet Neuerungen, vor allem, wenn sie naturwissenschaftlich abgesichert sind. Bei aller Hochschätzung für regionales Erfahrungswissen und populäre Nomenklaturen setzt er sich in allen Beiträgen energisch für eine Systematisierung ein, sowohl seines Faches als solchem als auch der Sprache der Wissenschaft in Bereich der Naturkunde. Hier ist ihm unverkennbar Carl von Linné mit seiner Systematik und Nomenklatur unübertroffenes Vorbild. Insgesamt verfährt Beckmann sehr sachorientiert. Er kann entsprechend gegenüber fortschrittsverweigernden oder rückständigen Publikationen sehr scharf werden und mangelnde Bildung oder fehlende Vertrautheit mit dem Stand der Forschung schonungslos offenlegen: "Der gute Verfasser, der, wie er sagt, niemals auf Universität gewesen, hat diesen Satz (die generatio aequivoca) schon einmal in einer gewissen Edition, wie er sich ausdrückt, öffentlich behauptet, und da ihn niemand vom Gegenteil überführt hat, so wird er so dreist, ihn umständlich zu beweisen. Der sogenannte Beweiß besteht in Fragen und Aufgaben, die er von den Naturforschern erst beantwortet wissen will; und wenn sie sich ja alle zu beantworten unterstünden, so drohet er damit, daß er ihnen den Satz noch aufzulösen anheim stellen will, wie es zugehe, daß an vergrabenen Krautblättern Samenkörner wüchsen. – Die kürzeste und beste Antwort, die wir dem V.[erfasser] würden gegeben haben, würde gewesen seyn, daß er sich in der Naturkunde unterrichten lassen möchte; aber seinen Aufsatz hätten wir nicht drucken lassen. Denn wer wird einen Mann schriftlich unterrichten mögen, der noch so sehr weit zurück ist, und der viel zu sehr von seiner eigenen Weisheit eingenommen zu seyn scheint, als daß er belehren könnte?" (1770, S. 548) Schwächen in der wissenschaftlichen Praxis werden schonungslos gerügt, angefangen von fehlenden Literaturbelegen (1770, S. 632), über die Klage, dass die Autoren ungeprüft alte Wissensbestände oder das bloß von Hörensagen Gekannte repetieren (1770, S. 620): "Im Königreich ist ihm versichert worden, daß man Oehlzweige auf Weiden pfropfen könne. Die Raupen fallen betäubt von den Bäumen herunter, wenn in der Nähe Kanonen gelöset werden; er empfiehlt daher dies Mittel denen, die die Aufsicht über öffentliche Spaziergänge haben." Als Pragmatiker bekämpft Beckmann die Preistreiberei z.B. in Form der übertriebenen Ausstattung von Büchern mit kostspieligen Illustrationen. In diesem Zusammenhang werden insbesondre überflüssige Dubletten gerügt (1770, S. 478). Mit feinem Humor genießt es Beckmann, wenn der vermeintlich wohlerfahrene Praktiker meint zur Feder greifen zu müssen, um die Welt mit seinem Wissen zu beglücken. Hier sind sehr oft die Autoren von Bienenbüchern eine bevorzugte Zielscheibe seines gelehrten Spotts. "Zuerst eine Stelle aus der Vorrede: ‚Indem bekannt ist, daß jene, welche vom Bücherschreiben Profeßion machen, müßige Zeit, ruhige Stunden, Bücher und Besoldung zu genießen haben, dis alles aber mir gänzlich ermangelte; indessen aber, nach dem ganzen Inhalte dieses Buchs, vor mir noch keiner so vieles praestiret, und von dem Bienenwerk zu Tage gebracht hat, und die zu solcher Arbeit erforderliche viele Zeit millionenfältig unterbrochen wurde, bis die Kupfer Tabellen, die unterschiedene Producta, das Bienenrecht, die Anzeige so vielerley Fälle und Wörter, ja das Register selbsten, zu Stande gebracht, und möglichsten Fleisses ins Reinere abgeschrieben worden; so stattire mir, daß dieses alles und mehr anderes meine geringe Schreibart hinlänglich excusiren werde. – wie nun aber auch manche nützliche Arbeit und getreuer Unterricht die große Welt=Hechel paßiren muß, und von Spöttern angetastet und verunglimpfet wird, so dienet dergleichen Leuten allein nachrichtlich, daß man in diesem Tractat weder theoretisch, noch grammaticalisch, sondern practisch gehandelt habe; allermassen dieser Bienen=Tractat allein vor unvernünftige und redliche Bienen=Liebhaber verfertigt, und allen wahren Bienenfreunden zu weiterer physicalischen Besinnung, und denen welche von einer Bienenhaltung Profeßion machen, oder solche würklich benützen wollen, zu günstigster Beurtheilung und nütlichen Gebrauch bestens emphohlen werde.' Hätte der V.[erfasser] sein Wort gehalten, und nur allein nützliche und practische Anmerkungen, die vor ihm noch keiner zu Tage gebracht, drucken lassen, so würden solches vermuthlich nur wenige Bogen geworden seyn, und die hätten mit jener Entschuldigung durchkommen können. Aber da er nicht blos bey dem kunstmäßigen der Bienenzucht stehen geblieben, sondern ein vollständiges Lehrbuch derselben schreiben wollen, und sich in die Naturlehre und Naturgeschichte gewaget, so ist er in unausstehlichen Unsinn gerathen, der sein Buch zu anderthalb Alphabet aufgedunset hat. Spotten wollen wir dennoch nicht …" (1770, S. 371f.). Beckmanns konsequente Sachorientierung tritt nur an wenigen Stellen zurück. Bei der Darstellung Frankreichs und der Franzosen kann er eine aus der Konkurrenz erwachsene Polemik kaum verbergen. Eine Kostprobe des Aufeinanderprallens französischen und deutschen Nationalstolzes: "Lächeln muß man über den Franzosen, der es nicht eingestehen will, daß die Deutschen die Kunst [Getreide] zu mahlen längst besser getrieben haben; er tröstet sich endlich damit, die Deutschen essen Kleyen stat Mehl. Und dieser wunderliche Mann ist doch in Deutschland gewesen! Gar übel nimt der Franzos es den Schweitzern, die gesagt, die französischen Müller könten noch viel von den Deutschen lernen. Wahrlich, ein ganz lächerlicher Nationalstolz, der sich, so wie der Eigendünkel junger Gelehrten, selbst schadet. Wie viel unangenehme Stunden würden manche Franzosen haben, wenn sie deutsche Schriften zu lesen verstünden, und daraus ersähen, daß auf der anderen Seite des Rheins manche Künste weiter getrieben sind als bey ihnen!" (1779, S. 76) Die technischen Errungenschaften Englands werden demgegenüber mit aufrichtiger Bewunderung bedacht. Eine gewisse Vertrautheit insbesondere mit den Verhältnissen in den Niederlanden und Skandinavien sowie ein gesteigertes Interesse an Russland lassen sich aus Beckmanns Bildungsreisen erklären und sind in den Rezensionen deutlich erkennbar. Beckmann reiste nach seinem Studium in Göttingen nach Holland und nahm 1763 einen durch A. F. Büsching vermittelten Ruf an das lutherische St.-Peter-Gymnasium in Petersburg an. 1764 arbeitete er bereits publizistisch am "Hannöverschen Magazin" mit. 1765 unternahm er eine zehnmonatige Studienreise nach Schweden und erhielt danach die Professur für Philosophie in Göttingen. Die sachliche Perspektive dominiert auch die Reflexion sozialer Verhältnisse. Beckmann gedenkt oftmals der Kinder, als der schwächsten in der Gesellschaft und den auf ungesunden Bedingen unter den sie aufwachsen. Gerade auf dem Land ist schwere Kinderarbeit offensichtlich die Regel. Bechmann fordert Besserung, weiß aber auch um die komplexe Situation, die zu der Überbeanspruch der Kinder in der ländlichen Arbeitswelt führt: "Gar zu schwere Arbeit in der Jugend läst die Kinder niemal zu Kräften kommen, und dennoch ist jene oft ein nothwendiges Uebel; denn da viele junge Knaben, so bald sie zur Arbeit reif werden, ihres Vaters Hauß verlassen, so werden dadurch die Haußhaltungen kleiner, und für die zuverrichtende Arbeit gar zu klein; daher werden die Kinder, welche zu Hauße bleiben, zu gar zu harten Arbeiten, die ihre Kräfte übersteigen, angehalten. Kinder, welche noch im Wachsthume sind, sollen nicht gezwungen werden, schwere Lasten auf dem Kopfe, oder auch lang auf den Schultern zu tragen." (1770, S. 256) Bildung und gesunde Arbeitsbedingungen sind Bestandteil der Verbesserung, die Beckmann anstrebt und in seiner "Physikalisch-ökonomischen Bibliothek" popularisiert. Insofern kann man ihm eine humanistische und gelegentlich durchscheinende philanthropische Neigung attestieren. Informationen : Der ganz überwiegende Teil der Rezensionen bleibt anonym. Es wird jedoch, sofern kein Autor zeichnet, Beckmann als Autor vorausgesetzt. Neben den namentlich bekannten Autoren finden sich folgende Siglen: A., B. = Johann Beckmann?, B.v.L., D.J.C.W., Dr. G., D.W., F.A.H.L., F.H.H.L., G., G.H., H***, J.H., S. und W. Die Zeitschrift ist als Rezensionszeitschrift konzipiert und enthält dementsprechend nur einen geringen Anteil an nachrichtlichen Miszellen (ca. 10%). Rezension aus anderen Zeitschriften werden nicht übernommen, aber das "Hannoverische Magazin" und "Der Hausvater" von Otto von Münchhausen sind die beständigen Referenzwerke ersten Ranges für die "Physikalisch-ökonomische Bibliothek". Auf der anderen Seite orientiert sich eine andere Zeitschrift, die "Auserwählte Bibliothek", in der Auswahl der von ihr rezensierten ökonomischen Werke auffällig häufig an der "Physikalisch-ökonomischen Bibliothek". Die "Physikalisch-ökonomische Bibliothek" ist in ihrer Ausrichtung prinzipiell international. Publikationen aus den großen "Kulturnationen" Großbritannien, Frankreich und Italien sind eine Selbstverständlichkeit. Daneben bilden Skandinavien, die Niederlande und Russland weitere Interessensschwerpunkt. Aber auch die beiden Amerika, Ostasien und Ozeanien kommen gelegentlich in den Blick. Beckmann übernimmt keine Rezensionen aus internationalen Zeitschriften, rezensiert allerdings sehr ausführlich Beiträge, die in sein Fachgebiet fallen. Der insgesamt sehr praxisorientierten Intention Beckmanns entspricht es, dass er, wenn irgend möglich, Preisangaben hinzusetzt. Kürze Nachrichten und Mitteilung werden am Ende der einzelnen Bände unter der Rubrik "Vermischte Nachrichten" zusammengefasst. Die "Physikalisch-ökonomische Bibliothek" richtet sich an ein Fachpublikum aus Landwirtschaft, Gewerbe, Handel und Verwaltung. Sein Ziel ist es, Hilfestellung zu Verbesserungen, Ertragssteigerungen und Rationalisierungen in den genannten Bereichen zu geben. Die Rezensionen reflektieren den Stand der akademischen Bildung, wollen allerdings auch interessierte Laien ansprechen. Entscheidendes Kriterium für die Rezensenten wie für das Publikum ist der "Modernisierungswille", nicht das Anhäufen und konservieren klassischer Wissensbestände. Entsprechen scharf können die Rezensionen mit den Autoren ins Gericht gehen. Mindestens ebenso deutlich kann auf der anderen Seite auch das Lob ausfallen. Erscheinungsverlauf : Der Jahrgang 1780 fehlt vollständig. Die Bandzählung läuft nach Bd. 10 (1779) mit Band 11 (1781) weiter. Der Vierte Quartalsband des 12. Band (1782) ist erst 1783 erschienen. Weitere Bände aus dem Jahr 1783 fehlen hingegen. Erst 1784 wird die Zeitschrift mit dem 1. Stück des 13. Band fortgesetzt. Ähnlich unvollständig erscheint die Zeitschrift in den Jahren 1785-1787. Über diese drei Jahre verteilt gelangen die 4. Stücke des 14. Band in den Druck: 1785/1; 1786/2-3; 1787/4 Erscheinungszyklus : vierteljährlich Umfang : ca. 150 S. pro Stück ca. 600 S. pro Band Die Rezensionen haben für gewöhnlich einen Umfang von ca. 10 Seiten, unter Umständen können Artikel auch einmal 20-30 Seiten umfassen. VD-18-Nr : 12809543-001 Kirchner-Nr : 3249 Signatur : BSB München: Phys.g. 35-1 weiterführende Literatur : Ackermann, Mario: Wissenschaft und nationaler Gedanke im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Eine Studie zum Nationalismus am Beispiel des Gedankenguts der deutschen Forscher Johann Beckmann und Johann Friedrich Ludwig Hausmann im Kontakt mit schwedischen Gelehrten 1763 bis 1815 (Nordische Geschichte 9). Zugl. Greifswald, Univ., Diss., 2006, Berlin u.a.: Lit 2009. Banse, Gerhard: Johann Beckmann und die Folgen. Erfindungen - Versuch der historischen, theoretischen und empirischen Annäherung an einen vielschichtigen Begriff; [Beiträge wurden anlässlich eines Symposiums des Wissenschaftlichen Collegiums Johann Beckmann gehalten, das vom 8. bis 11. Oktober 1998 im Museum für Astronomie und Technikgeschichte in Kassel ... stattfand] (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt), Münster [u.a.]: Waxmann 2001. Ders.: Die Verbindung "wahrer Grundsätze" und "zuverlässiger Erfahrungen". Zur Möglichkeit und Wirklichkeit von allgemeiner Technikwissenschaft nach Johann Beckmann; Abschiedsvorlesung, Cottbus 1998. Ders. (Hg.): Allgemeine Technologie zwischen Aufklärung und Metatheorie. Johann Beckmann und die Folgen, Berlin: Ed. Sigma 1997. Bayerl, Günter: Johann Beckmann (1739 – 1811). Beiträge zu Leben, Werk und Wirkung des Begründers der allgemeinen Technologie (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 9), Münster [u.a.]: Waxmann 1999. Eggers, Michael: Weltliteratur und Warenkunde. Zur ökonomischen und naturhistorischen Wissensordnung bei Johann Beckmann und Goethe. In: Präsenz und Evidenz fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts, Göttingen: Wallstein Verlag 2015. Müller, Hans-Peter: Sozialpolitik der Aufklärung. Johann Beckmann und die Folgen; Ansätze moderner Sozialpolitik im 18. Jahrhundert (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 10), Münster [u.a.]: Waxmann 1999. Ders. (Hg.): Technologie zwischen Fortschritt und Tradition; Beiträge zum Internationalen Johann-Beckmann-Symposium, Göttingen 1989, Frankfurt am Main [u.a.]: Lang 1992. Reith, Reinhold: Zur Mitschrift von Johann Beckmanns Vorlesung zur Kameral- und Polizeiwissenschaft (1777/78) von Johann Heinrich Firnhaber. In: Technikgeschichte, hrsg. von Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG), Baden-Baden: Ed. Sigma 2011. Verfasser des Profils : Stefan Dietzel Erstellungsdatum : 2017-01-13